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Online Print Symposium 2024: „KI ist kein Zukunftsphänomen, sondern Gegenwart“

OPS lockt mehr als 290 Gäste aus 16 Ländern nach München – KI ist in der Onlineprint-Welt angekommen – 11 hochkarätige Referenten blicken über den Tellerrand – sieben Start-Ups präsentieren innovative Geschäftsideen – Onlineprint-Welt startet mit eigener Community

Das 11. Online Print Symposium hatte (Online-)Printunternehmer – getreu des Mottos „Join the AI-powered Print Revolution“ – dazu eingeladen, sich aktiv mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Rolle Künstliche Intelligenz künftig in ihrem Business spielen kann und wird. Am Ende waren es mehr als 290 Teilnehmer aus 16 Ländern, die im Science Congress Center Munich das Potenzial von Künstlicher Intelligenz in Print diskutierten. Elf hochkarätige Referenten und sieben spannende Start-Ups lieferten zahlreiche Beweise dafür, dass sich Print und KI hervorragend ergänzen. Der Themenmix des OPS zeichnete das klare Bild einer Druckindustrie in der Transformation. Und auf der Bühne gab es so manche Premiere.

KI ist in der Druckindustrie angekommen, daran konnte am Ende des 11. Online Print Symposiums kein Zweifel mehr bestehen. Doch „KI allein ist noch nicht wettbewerbsdifferenzierend“, wie Kirsten Hommelhoff, die neue Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Druck und Medien, in ihrer Keynote und ihrem ersten offiziellen Auftritt vor der Druckindustrie betonte. Und auch Henrik Müller-Hansen, Gründer und CEO des Softwareherstellers Gelato, wies in seiner Eröffnungs-Keynote darauf hin, dass „Künstliche Intelligenz keine Lösung, sondern ein Werkzeug ist“. Es kommt also nicht nur auf das oder die KI-Tools an, sondern auch auf das richtige Mindset im Unternehmen und die Bereitschaft, sich auf neue Entwicklungen einzustellen – oder, wie es im Vortrag von Steffen Tomasi von der Flyerline Schweiz AG hieß: „Anpassen oder untergehen“. Das OPS2024 verlor sich daher nicht in den Tiefen einzelner KI-Anwendungen, sondern lieferte genau den richtigen Themenmix, der das Bild einer Druckindustrie in der Transformation zeichnete.

Mass Customization wird vom Trend zum Triumph

„Die Digitaldruckindustrie ist eine der spannendsten und dynamischsten Branchen der Welt“. Was Henrik Müller-Hansen, Gründer von Gelato, da so sicher sein lässt, hat er auf dem OPS erklärt: Nicht nur, weil der weltweite Umsatz der Druckindustrie mit fast 850 Mrd. US-Dollar viel größer ist, als die meisten annehmen würden, und damit sogar die Musikindustrie um ein Vielfaches übersteigt, sondern weil sie mit Angeboten zu Print-on-Demand, Personalisierung und Mass Customization inzwischen auch Marktsegmente besetzt, die noch vor wenigen Jahren nicht als potenzieller Druckmarkt auszumachen waren. „Der Trend zur Mass Customization wird zum Triumph“, so Müller-Hansen. Dafür ist sein Unternehmen Gelato selbst das beste Beispiel, weil es eines der größten Netzwerke für die On-Demand-Produktion aufgebaut hat, mit Produktionen in 32 Ländern und Partnerschaften mit mehr als 130 Produktionsbetrieben. Und er prophezeit der Digitaldruckindustrie weiteres Wachstum – vorausgesetzt, sie stellt sich auf die wichtigsten Markotrends ein, die es in der Gesellschaft gibt: Personalisierung/Individualisierung, Nachhaltigkeit, der demografische Wandel und die so genannte Creator-Economy.

Neues Zeitalter in Print

Zu einem ähnlichen Resümee kam auch Bernd Zipper, CEO von zipcon consulting und Mit-Veranstalter des Online Print Symposiums. Sein Vortrag, der regelmäßig einen Einblick in die Entwicklungen und Zahlen des Onlineprints gibt, war eine Aufforderung, mutig zu sein. „Wir hatten noch nie so viele Möglichkeiten, mit Print richtig gutes Geld zu verdienen! Wenn“, so formulierte er die Bedingung, „wir verstehen, welche neue Regeln gelten“. Diese neuen Regeln und Markttreiber – von Inkjet, über Nachhaltigkeit bis hin zu Social Commerce, um nur einige zu nennen – werden durch Künstliche Intelligenz beschleunigt. Sie besiegeln letztlich den Wechsel von der Ära der Mass Production hin zur Mass Customization. Das gefällt nicht jedem Druckunternehmer, vor allem nicht denen, die auf Masse setzen, denn: „Die Tage der Verschwendung sind vorbei“, resümierte Zipper. Stattdessen werde künftig „Individualisierung das ‚neue Gold‘ und Print on Demand der ‚König‘“ sein. Denn auch, wenn insgesamt weniger „Masse“ gedruckt werde, werde Print durch Mass Customization wertvoller. Und Künstliche Intelligenz werde hier künftig einen wichtigen Beitrag leisten.

KI – Booster für eine Branche im Wandel

Wie dieser aussehen kann, darum ging es in der Keynote von Kirsten Hommelhoff, der neuen Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Druck und Medien e.V.. „KI allein ist noch nicht wettbewerbsdifferenzierend. […] Aber wer konkurrenzfähig bleiben will, muss sich mit KI arrangieren“, so Hommelhoff. Die studierte Juristin beleuchtete die verschiedenen Facetten von Künstlicher Intelligenz, auch die gesetzlichen Regeln, wie sie beispielsweise mit dem AI-Act bereits auf dem Wege sind, oder welche Auswirkungen KI-Technologien auf den Fachkräftemangel und die Personalentwicklung haben werden. Sie unterstrich nachdrücklich, dass KI eine wesentliche Rolle in sämtlichen Sektoren eines Unternehmens spielen wird. Außerdem hob sie hervor, wie essenziell Transparenz, eindeutige Regelwerke und Vertrauen für den Erfolg des Transformationsprozesses sind. So betrachtet, könne KI nicht als Bedrohung, sondern als tatsächliche Möglichkeit begriffen werden. „KI ist eine Riesenchance, aber auch eine Herausforderung“, so Hommelhoff. Man darf daher vor allem eines nicht: KI ignorieren. Denn wie bei vielen Innovationen werden „die kurzfristigen Effekte überschätzt und die langfristigen Effekte eher unterschätzt“.

Daten als Produkt begreifen

Technischer wurde es hingegen in einem anderen Vortrag. Denn nach Ansicht von Dr. Sebastian Klapdor, CTO und Chief Data Officer bei Vista, sind die Ausgangbasis für die von Zipper beschriebenen individualisierten und durch Mass Customization getriebenen Printprodukte – sowie für die erfolgreiche Umsetzung von KI-Strategien – Daten. Für Klapdor sind Daten keine abstrakte Materie, sondern wie Wasser: sauber, leicht zugänglich und vital. „Daten sind unerlässlich, um den Wert von Künstlicher Intelligenz zu steigern, doch die meisten Unternehmen tun sich schwer damit, den Nutzen aus ihnen zu ziehen“, so sein Fazit. Er forderte, Daten als Produkt in einem Datengeflecht zu sehen. Was abstrakt klingt, setzt er für Vista mit Technologie- und Datenteams, bestehend aus Softwareingenieuren, Datenwissenschaftlern und Analysten bereits weltweit um. Denn erst durch den Einsatz der Daten als wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur lassen sich aus seiner Erfahrung heraus Prozesse beschleunigen, Planungen besser oder Kundenservices mit KI-gestützter Interaktion umsetzen.

KI im Kundendienst: Besser als der Mensch?

Die perfekte Symbiose von KI und Kundenservice war auch das Thema von Tjimen van den Elzen, Mitgründer von Engaige. Das niederländische Unternehmen, das auf Initiative von HelloPrint entstanden ist, hat einen eigenen KI-Custumer-Service-Agenten entwickelt, der schon nach wenigen Monaten dafür sorgte, dass sich der Kundenservice und die Kundenzufriedenheit bei dem bekannten Onlineprinter deutlich verbesserte. Ein besonderer Pluspunkt in internationalen Märkten sei dabei zudem die Mehrsprachigkeit der KI, so van den Elzen.

Start-Ups auf dem Online Print Symposium

KI kann und wird nicht nur im Kundenservice eine bedeutende Rolle spielen. Sie ist auch bei der Optimierung und Anpassung von Bild- und Druckdaten ein Game-Changer; bis zu dem Punkt, an dem sie bei der effizienten Strukturierung der Content-Erstellung unterstützt. Insgesamt sieben Start-Ups präsentierten auf dem OPS2024 innvoative Business-Cases:

‒ Servi Pieters von der Viesus AG zeigte, wie mit Hilfe von KI die Daten von Millionen Bildern optimiert werden können, um so die gewünschte Qualität in der Produktion zu erhalten.

‒ Dr. Davide Righini von PiktID demonstrierte, wie mit seiner KI-basierten Hochskalierungs-Software Gesichtsmerkmale qualitativ deutlich verbessert werden können, ohne die Identität zu verändern.

‒ Marvin Pflaume von Orderize sprach über das Thema „Vom Digitalen zum Phygitalen: Innovation jenseits des Bildschirms“

‒ Manuel und Julian Mandel von memperience stellten eine ganz neue Art des Fotobuchs vor, nämlich das Videobuch mit – wie der Name schon sagt – integriertem Video auf Papierseiten, ähnlich wie bei Harry Potter

‒ Marcin Majda und Wacław Mostowski von Antigro Designer präsentierten ihre Online-Editoren und wie „Druck zum Gewinn“ werden und „durch Innovation höhere Margen“ erzielt werden können

‒ Lars Klein und Niklas Mallmann von der Lyto Brands Group sprachen über „KI im Handel: Verbesserung der Kundenerfahrung und Web-to-Print“ und

‒ Hannes Steiner stellte story.one und die „Revolutionierung des Publizierens“ vor, die das Potenzial hat, eine neue Art des Storytellings zu entfesseln

KI gibt es in der Druckindustrie schon länger als gedacht

Auch Thomas Beguin von IXXI konnte aus dem „KI-Nähkästchen“ plaudern, denn mit seinem schon 2013 gegründeten Unternehmen Resnap brachte er den etablierten Markt für Fotoprodukte bereits damals gehörig durcheinander. Resnap klassifizierte die eingegebenen Bilder durch Algorithmen nach verschiedenen Kriterien und galt als erste selbstlernende KI-Bildauswahltechnologie, die in einem Fotobuchgenerator eingesetzt wurde. Beguin verkaufte Resnap 2017 an die Albelli-Photobox Group, heute Storio. Mit IXXI hat er inzwischen ein neues Unternehmen gegründet, mit dem er den Markt für Fotoprodukte ein weiteres Mal auf den Kopf stellen möchte.

„Attention Battle“ und „All in“

Wer sein Geschäft vor allem oder zu großen Teilen Online generiert, für den waren auch die Vorträge von Dr. Christian Maaß, CEO beim weltweit führenden Online-Musikfachhändler Thomann und früher bei Flyeralarm und Cimpress beschäftigt, ebenso wie von René Ruhland, Gründer und Geschäftsführer der MyPoster Gruppe, spannend. Denn während Maaß vor allem apellierte, sich auf die Basics des E-Commerce zu besinnen, sprach Ruhland darüber, was es in einem wettbewerbsintensiven Red-Ocean-Markt braucht, um zu bestehen: „All in“ – so einfach diese Strategie auch klingen mag, so anspruchsvoll ist sie in der Umsetzung, denn sie bedeutet eben auch, in allen Bereichen alle Aufgaben nicht nur halb(herzig) anzugehen, sondern mit voller Leidenschaft, voller Energie, voller Zeit und ja, auch vollem Risiko.

Mass Customization muss zur DNA werden

Ein ideales Beispiel dafür, wie 100 % Commitment aussehen und was sie bewirken können, gab auch Steffen Tomasi, Gründer und CEO der Flyerline Schweiz AG auf der OPS-Bühne. Sein Unternehmen hat eine bewegte Geschichte hinter sich; mit Verkauf und Rückkauf der Geschäftsanteile, von reinem Digitaldruck, zu Digital und Offset und wieder zurück zum reinen Digitaldruck. „Unser Weg ist 100 % digital und Mass Customization ist unser Business Modell. Anpassen oder untergehen ist unsere Devise, denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Mit diesen Worten ermutigte er die Unternehmen, sich mutig neu zu erfinden.

Und auch José Salgado von der bizay group aus Portugal strich den Stellenwert von Mass Customization in Kombination mit KI heraus. Sein Unternehmen, vertreten in 23 Ländern mit einem Umsatz von 40 Mio. Euro, hat ein globales Operating System entwickelt, das den Zugang zu einem umfangreichen Katalog mit mehreren zehntausenden individualisierten Produkten ermöglicht, ohne dass bizay dabei eigene Produktionskapazitäten vorhält.

Einen ganz anderen Ansatz – nämlich einen, der nur sehr wenig mit Druck zu tun hat – verfolgt Davis Zöllner mit seinem Unternehmen myTaag. Der bisher jüngste Gründer aus der bekannten Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ greift mit seinem Produkt, der digitalen Visitenkarte, einen Trend großer Unternehmen auf, noch digitaler und effizienter zu werden. Er machte den OPS-Teilnehmern damit einmal mehr deutlich, dass neue Technologien wie KI Produkte verändern und damit sowohl Chancen als auch Risiken einhergehen.

Eine Community für die Community

Eine Premiere auf dem Online Print Symposium 2024 war nicht nur die Keynote von Kirsten Hommelhoff oder das Bühnen-Setup im Stile einer Latenight-Talkshow, sondern auch die neue Community-App. Diese diente nicht nur dazu, dass sich die Teilnehmer auf dem Event miteinander einfacher vernetzen konnten. Sie soll auch in der Zeit zwischen zwei Online Print Symposien nutzbar sein und die Beteiligten des Onlineprints näher zusammen und in den Austausch miteinander bringen.

„Wir sind auch in diesem Jahr wieder tief beeindruckt davon, wie offen und intensiv die Teilnehmer auf dem Online Print Symposium miteinander über die aktuellen Themen diskutieren, neue Ideen formuliert und Netzwerke geknüpft werden“, resümiert Moderator und Mitveranstalter Bernd Zipper. Jens Meyer ergänzt: „Der Innovationsgeist der Branche ist auf dem OPS deutlich spürbar. Auch in diesem Jahr gehen die Teilnehmer des Online Print Symposiums mit hohem Enthusiasmus und einer großen Portion Motivation zurück in ihre Betriebe.“

Nach dem OPS2024 ist vor dem OPS2025

Übrigens: Den Termin für das Online Print Symposium können sich Interessierte schon jetzt im Kalender markieren: Das 12. OPS findet vom 2. bis zum 4. April 2025 in München statt.
www.online-print-symposium.de

 

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