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Wellpappe – stark, geliebt und nicht mehr wegzudenken

Spätestens seit Pandemiebeginn ist klar: Wellpappe ist nicht nur systemrelevant sondern sorgt dafür, dass Lieferketten funktionieren. Kein Wunder also, dass in den letzten Monaten die Neuvorstellung von digitalen Druckmaschinen für dieses Segment zugenommen hat. Wird der Wellpappensektor die neue Geldmaschine für Digitaldruckereien? Von Sabine Slaughter

Die Pandemie hat dem E-Commerce und Onlinehandel einen Boom beschert, den niemand so voraussagen konnte. Viele bestellten zum ersten Mal “online”. Doch auch der Onlinehandel hat einen “analogen” Part – Lieferung der bestellten Ware. Hierfür benötigt es Verpackung. Und diese bestand und besteht zumeist aus Wellpappe. Argumente gibt es hierfür viele, nicht zuletzt die Umweltverträglichkeit, Recycling- und Wiederverwendungsmöglichkeiten.
Eine gute Verpackung macht aber mehr aus als nur als Transportmöglichkeit zur Auslieferung zu dienen. Sie sollte und muss auch Botschaft sein – für Nachhaltigkeit, aber vor allem für das Unternehmen. Mit ihr lassen sich alle Arten von Nachrichten an den Kunden bringen. Das Logo? Selbstverständlich. Aber noch mehr – von Werbebotschaften wie „Wir freuen uns, dass Sie bei uns bestellt haben“ über Aufmunterung „Bitte halten Sie durch – nach dem Lockdown sind wir wieder persönlich für Sie da“ bis zu QR Codes welche sowohl auf pURLs (Persönliche URL-Landeseiten) hinweisen können, wie auch andere Botschaften, so beispielsweise Spiele oder auch Produktbeschreibungen enthalten können.
Individuelle Verpackungsbotschaften
Dieses bedeutet aber auch, dass zwar viele Wellpappenaufträge gedruckt werden müssen – standardmäßig oder auch mit Werbelogo und -nachricht – aber gerade auch individuelle Botschaften übermittelt werden sollen. Wer freut sich nicht über ein Paket oder Päckchen, welches ihn direkt anspricht? Dem Empfänger das Gefühl vermittelt, dass dieses eine Paket nur für ihn sei? Das verschickende Unternehmen einen „Draht zu seinem Kunden“ hat und ihn eventuell mit persönlichen Botschaften, über seine Vorlieben oder Präferenzen, individuell anspricht, ihm Angebote macht, die der Kunde zu einem großen Teil annimmt? Die Pandemie hat gezeigt, dass diese Art von Verpackungen zu einer hohen Kundenbindung führt.
Während bislang die meisten, oder besser gesagt, fast alle Aufträge analog produziert wurden und damit eine Individualisierung nicht möglich war oder sich nicht wirtschaftlich produzieren lässt, hat sich diese Situation inzwischen geändert.
Bereits 2004 stellten Sun Chemical und Inca Digital die erste digitale Druckmaschine für Wellpappe mit über 500 Druckköpfen im Single Pass-Modus, einer Druckbreite von 1040 mm, als Prototyp vor. Scitex hatte den CorJet am Start. Doch wie so oft, war die Zeit damals noch nicht reif für den Wellpappensektor um in die digitale Produktion einzusteigen. Nun, 16 Jahre später, scheint die Zeit gekommen zu sein.
Drupa-Ankündigungen
Mehrere Hersteller, darunter Xeikon, Screen, Koenig & Bauer/Durst, Domino aber auch HP haben bereits angekündigt auf der drupa Digitaldruckmaschinen für den Wellpappenbereich gezeigt haben zu wollen. Die Produktankündigungen kamen zumeist während des Lockdowns, wobei einige der Maschinen mit ihrer Verfügbarkeit vermutlich um den Zeitpunkt der verschobenen drupa im Frühjahr 2021 liegen. Weitere Hersteller werden nicht lange auf sich warten lassen auch in diesen lukrativen Bereich einzusteigen und eigene digitale Wellpappen-Druckmaschinen vorstellen.
Was ist jetzt anders als vor 16 Jahren? Nun, es kommen mehrere Faktoren zusammen: Die Digitaltechnologie ist ausgereifter, es können höhere Geschwindigkeiten erreicht werden und die Druckqualität ist so weit, dass sie den Produkten des analogen Druckprozesses gleichwertig oder auch sogar besser ist. Es sind sowohl Bogen- wie auch Rollendruckmaschinen für den Druck auf Wellpappe im Angebot. Das Bewusstsein der Verbraucher in Bezug auf Nachhaltigkeit ist geschärft – und hier hat Wellpappe die Nase ganz weit vorn.
Individuelles Marketing
Nicht zuletzt jedoch einer der wichtigsten Punkte: Marketing- und PR-Unternehmen, Markeninhaber und E-Commerce-Teilnehmer haben das Potential, welches Digitaldruck bietet, verstanden. Neue Ideen, Konzepte werden entwickelt. Es wird cross-medial über alle Plattformen geworben und damit Kundenbindung geschaffen. Auch früher so schlichte Produkte, wie die Verpackung von Lieferungen sowie die Produktverpackungen selber, dienen zur Kommunikation aller Arten von Nachrichten. Und auch die Weiterverarbeitung bzw. Veredelung von Wellpappe ist nicht stehen geblieben, sondern bietet ein hohes Maß an Individualität mit zum Teil sehr hochwertigen Lösungen für alle Arten von Wellpappe.
Viele Markenartikler setzen inzwischen auf Wellpappe auch als Produktverpackungen. Hier sind neben hochwertigen Inhalten auch hochwertige Verpackungen mit entsprechenden Veredelungen oder auch Sicherheitsmerkmalen gefragt. Dieses erfüllt neben dem Verbraucheranspruch nach mehr Umweltfreundlichkeit auch die Ansprüche an Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit.
Technologischer Fortschritt
Die einzelnen Offerten des Digitaldrucks werden zumindest eine große Anzahl von Druckereien bewegen sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Da so gut wie alle Hersteller von Digitaldruckmaschinen wissen, dass auch im Digitaldruckbereich individuelle, an die Umgebung, den Betrieb sowie die Auftragsart angepasste Lösungen benötigt werden, sollten sich die Unternehmen hier umfassend informieren und Fragen stellen. Je nach eingesetzter Technologie – zumeist Toner oder Tintenstrahldruck – lassen sich bestimmte Orders ausführen.
Im Bereich Inkjet-Technologie haben inzwischen auch mehrere Farbenhersteller aufgerüstet und bieten umweltfreundliche Tinten abgestimmt auf die Bedürfnisse des digitalen Wellpappenmarktes an. Diese zumeist wasserbasierten Farben zeichnen sich durch eine hervorragende Farbbrillanz ohne VOCs (Flüchtige organische Verbindungen) aus und sorgen somit für ein hervorragendes Druckergebnis auf Wellpappe. Ein weiterer Kritikpunkt welcher in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass das Interesse an digitalen Drucklösungen im Wellpappendruckmarkt gering ausfiel. Auch Lacke (inklusive antibakterielle Lösungen) sind bereits im Programm.
Neue Werbeplattform für ein neues Normal
Covid-19 hat von einem Tag auf den anderen hier ein Bewusstsein für eine nicht neue, aber lange vernachlässigte Werbeplattform geschaffen. Die herkömmlichen Werbeplattformen wie beispielsweise In-Store-Werbung konnten nur im Food- und Getränkebereich ihre Botschaften vermitteln, da alle anderen Geschäfte geschlossen waren. Jedoch nahm der Lieferverkehr im Bereich e-Commerce sehr stark zu, so viel, dass in einigen Ländern um die Rückgabe der Paketverpackungen gebeten wurde, damit diese wiederverwendet werden konnten. Insbesondere der Bereich der Lebensmittelverpackungen stieg – um fast das doppelte. Während vor der Pandemie laut Bitkom nur 16 Prozent hin und wieder Lebensmittel online bestellten, waren es währenddessen 30 Prozent. Bei Online-Bestellungen von Hofläden und landwirtschaftlichen Produzenten wird es noch deutlicher. Hier ist der Anteil des Online-Geschäfts mit Lieferungen von einem auf fünf Prozent gestiegen (Zahlen aus April 2020). Dieser Anteil hat in den letzten Wochen und Monaten noch zugenommen. Weltweit, insbesondere in den USA, sind diese Zahlen sogar noch höher.
Covid-19-Schub
Die neuen, digitalen Druckmaschinen welche genau diese Bedürfnisse nach einem neuen Kommunikationsweg, crossmedialer Interaktion, und somit Kundenbindung, abdecken, sollten somit gleich ihren Markt gefunden haben. Beschränkungen in Bezug auf Haftungsfähigkeit beziehungsweise Eindringen der Tinte oder des Toners in den Bedruckstoff sind inzwischen soweit beseitigt worden, dass die Qualität mehr als gut ist. Individueller Wellpappendruck ist derzeit noch selten, wird aber zukünftig eine große Rolle bei der Kundenkommunikation spielen. Hinzu kommt, der nicht zu unterschätzende Nachhaltigkeitsfaktor welcher gerade in heutiger Zeit eine nicht unwesentliche Rolle, bei allen an der Lieferkette beteiligten Unternehmen, Kunden, Endkunden spielt. Druckereien sollten jetzt den Schub, den Covid-19 der angespannten Wellpappenindustrie beschert hat, nutzen und neue Geschäftsfelder erschließen. Insofern bietet der digitale Wellpappendruck durchaus das Potential als „neue Geldmaschine“ angesehen zu werden.

 

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